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Löwenzahn – einmal ganz anders betrachtet

Gummi aus Löwenzahn

Als meine kleine Tochter am Wochenende bei uns im Garten Löwenzahn pflückte, erinnerte ich mich an meine Kindheit.

Wer von Ihnen als Kind Löwenzahnblüten gepflückt hat, kennt die weiße Flüssigkeit, die beim Pflücken aus den Stengeln austritt. Zäh, milchig, klebrig – und was dort an den Kinderhänden klebt – gibt es für die Klebstoffindustrie als begehrten Natur-Rohstoff: Naturkautschuk.

Dieser Rohstoff “beglückt” über 25.000 Produkte unseres täglichen Lebens, die den natürlichen Gummi-Stoff beinhalten.

Autoreifen, Schläuche, Handschuhe, Kappen von Flaschen sind nur wenige Beispiele für die Vielfalt rund um den natürlichen Klebstoff. Manches unserer Produkte wäre ohne den Naturkautschuk nicht elastisch genug. Seine Doppelbindung im Polymer ist zuständig für die Vernetzung und erhöht den Temperaturstand sowie die Beständigkeit gegen Medien. Der Großteil, des von uns eingesetzten Kautschuks stammt von Gummibäumen in Südostasien und Brasilien.

Zur Zeit erschwert ein Pilz den Anbau: In Südamerika hat er die Pflanzen in solchem Ausmaß befallen, dass sie kaum noch in großen Flächen angebaut werden. Die Krankheit hat nun auch die Anbaugebiete in Südostasien erreicht. Dort läßt sich der Pilz noch mit Fungiziden eindämmen. Würde er sich ausbreiten, hätten voraussichtlich die Chemikalien keine Chance mehr. Die Kautschukindustrie würde in diesem Fall zusammen brechen.

Forscher arbeiten an unterschiedlichen Alternativ-Quellen und tatsächlich eben auch mit dem Löwenzahn. Aus dieser Pflanze wurde bereits im zweiten Weltkrieg Kautschuk gewonnen. Wird eine Löwenzahn-Pflanze verwundet, tropft Naturkatschuk aus der Pflanze heraus. Er ist jedoch schwer zu nutzen, weil er sofort polymerisiert.

Denken Sie nur an Ihre klebrigen Kinderhände!

Nach einer Pressemeldung des Fraunhofer Instiutes (IME) sind schlaue Köpfe der großangelegten Kautschukproduktion aus Löwenzahn einen Schritt näher gekommen.

“Wir haben das Enzym gefunden, das für die schnelle Polymerisation verantwortlich ist und haben dieses ausgeschaltet”, sagt Prof. Dr. Dirk Prüfer, Abteilungsleiter am IME.
“Wird die Pflanze beschädigt, fließt das Latex heraus statt zu polymerisieren. Wir erhalten etwa die vier- bis fünffache Menge wie üblich. Würden die Pflanzen großtechnisch angebaut, ließen sich so auf einem Hektar 500 bis 1.000 Kilogramm Latex pro Vegetationsperiode produzieren.”

Sehen Sie das Faszinierende am Kleben! Es lässt mir auch am Wochenende keine Ruhe.

P.S.: Als Tipp frischer Naturkatschuk- insbesondere von Kinderhänden lässt sich am besten mit warmem Wasser und einer Seifenlauge entfernen.

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