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Unfall mit Sekundenkleber oder wie werde ich das Zeug wieder los?

Wir haben schon mehrfach über diese Klebstoffgattung geblogt. Ob es die tollen Eigenschaften, sogar Wundversorgung, waren die diese Produkte so bekannt gemacht haben, ob es der Unfug ist der hiermit schon angestellt wurde und vieles mehr. Selbst über den kürzlichen Tod seines Erfinders wurde hier berichtet. Nun aber zu einem Thema, welches in diversen Blogs und Foren immer wieder dringend auftaucht und oftmals nicht richtig beantwortet wird:

Wie entferne ich Sekundenkleber?

Sekundenkleber ist ein genau genommen ein Cyanacrylat-Klebstoff. Die Reaktion an der Klebefläche wird Feuchtigkeit (auch Spuren davon langen schon) ausgelöst. Die Polymerisisation (aushärten zu langen Ketten) findet, wie der Name schon sagt, innerhalb weniger Sekunden statt. Egal ob die Feuchtigkeit aus der Luft oder von den Klebeflächen kommt. Schnelle Verklebungen von Glas, Gummi, Keramik, Kunststoff, Metalle miteinander und untereinander sind seine Stärke. Voraussetzung ist allerdings ein sehr enger Fügespalt.

Bei den Warnhinweisen auf den Packungen und Flaschen wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Augenlider und Haut schlagartig verklebt werden können. Also Vorsicht ist angeraten. Tipps für die Verarbeitung gibt es hier!

Nun mein Tipp zur Entfernung von Sekundenkleber, nach größeren oder kleineren Unfällen.

Sekundenkleber lösen sich in ACETON auf. Aceton ist ein farbloses, leicht entzündliches Lösungsmittel, d.h. die Sicherheitshinweise der Verpackung wie. z.B. kein offenes Feuer und gute Belüftung sind strikt zu befolgen.  Gemeinsam mit unserem Fachverband haben wir weiterführende Tipps zusammengestellt:

Verklebungen der Haut

Sekundenkleber lassen sich mit Pflanzenöl wie Sonnenblumen-, Maiskeim- oder Rapsöl entfernen. Das Pflanzenöl großflächig auf und um die verklebte Stelle auftragen und so lange einwirken lassen, bis sich der Klebstoff vom Rand her ablösen lässt. Dann beginnend von der Haut ablösen und diesen Vorgang eventuell mehrmals wiederholen. Anschließend die Stelle mit Wasser und Seife reinigen.

Tipp: Lösemittel wie Aceton wirken auf der Haut nicht effektiv und sollten am Körper sehr dosiert verwendet werden.

Falls kein Pflanzenöl zur Hand ist, die verklebte Hautstelle ausreichend lange in warmem Seifenwasser einweichen. Zwischen die zusammengeklebten Hautflächen vorsichtig eine Pinzette schieben und unter leichten Bewegungen die Hautflächen voneinander lösen.

Verklebungen Kopfhaut/Haare

Kopf/Haare waschen und anschließend auf die betroffenen Stellen reichlich Hautschutzöl auftragen. Über Nacht einwirken lassen und ggf. die Prozedur mehrmals wiederholen. So löst sich der Klebstoff mit der Zeit von der Kopfhaut.

Verklebungen Augen

Niemals versuchen, das Auge mit Gewalt zu öffnen!
Das Auge sofort gründlich mit warmen Wasser spülen und mit einer feuchten Kompresse abdecken. Anschließend sofort einen Arzt aufsuchen. Unter ärztlicher Kontrolle kann der Ablöseprozess mit medizinischen Spüllösungen deutlich verkürzt werden.

Tipp: Wimpernverklebungen können durch augen- und schleimhautverträgliche Öle schneller gelöst werden.

Verklebungen Mund

Auch hier gilt zu beachten: zusammengeklebte Lippen niemals gewaltsam öffnen!
Vielmehr sollten die Lippen von außen mit viel warmem Wasser gespült werden. Gleichzeitig von der Mund-Innenseite her mit Speichel dagegen drücken. Mit Lippen- und Mundbewegungen kann die Verklebung in der Regel gelöst werden. Klebstoffreste anschließend mit Wasser und einer fetthaltigen Hautschutzsalbe bzw. -öl entfernen

Sekundenkleber verschlucken

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Cyanacrylat-Klebstoffe verschluckt werden können, denn der Klebstoff verfestigt sich sofort und bleibt im Mund haften. Der Speichel löst ihn binnen maximal 2 Tagen von der Mundschleimhaut. Bei größeren versehentlich eingenommenen Mengen sollte sich der Betroffene allerdings so hinlegen, dass beim Ablösen kein Klebstoff verschluckt wird und sicherstellen, dass die Atemwege frei gehalten werden.


Fazit

Bei Unfällen mit Cyanarcylat-Klebstoffen nicht in Panik geraten und nie versuchen, die betroffenen Gewebepartien gewaltsam auseinander zu reißen.
Unfälle mit Sekundenklebern lassen sich in der Regel mit einfachen Mitteln wirkungsvoll behandeln, und sie bedürfen nicht zwangsläufig eines chirurgischen Eingriffs. Allerdings: Sekundenkleber gehören nicht in Kinderhände!

 

Aceton erhalten Sie in der Apotheke oder Drogeriemarkt. Eventuell haben Sie es sogar im Hause, da viele Nagellackentferner Aceton enthalten. Schauen Sie aber auf die Inhaltsstoffe, da die ‘Hochwertigeren’ mittlerweile Acetonfrei sind und zum Entfernen von Sekundenkleber nicht verwendet werden können. Ein weiterer Vorteil von Nagellackentferner ist seine rückfettende Wirkung, denn diese mindert die stark entfettende Wirkung des Lösungsmittels. Ansonsten Stelle mit Seife abwaschen und gut eincremen. Meine Frau schwört auf Olivenöl.

Eine Alternative ist ein langes Bad in möglichst warmen Wasser mit Spüli oder Seife. Verklebungen mit Sekundenkleber sind nicht wasserfest und mögen Laugen auch nur begrenzt . Aus diesem Grund fällt auch der Henkel der Kaffeetasse in der Spülmaschine immer wieder ab. Folglich löst sich die unerwünschte Verklebung nach geraumer Zeit wieder auf.

Bei der Entfernung von Sekundenkleber von Gegenständen ist Aceton optimal geeignet, solange sich die Oberfläche nicht anlösen lässt. Viele Kunststoffe und Plexiglas sind nicht beständig und es wird nicht nur der Kleber gelöst sonder auch die Oberfäche angegriffen. Es bleiben oftmals unschöne Veränderungen der Oberfläche zurück.

Bei temperaturbeständigen Gegenständen kann man auch den Heissluftfön aus dem Baumarkt einsetzen. Ab 200°- 250°C löst sich der Klebstoff oftmals in Rauch auf.

Ich wünsche Allen  ein klebtechnisch erfolgreiches, unfallfreies Wochenende.


Michael Windecker
“Klebt nicht, gibt’s nicht!”

Das Handbuch mit geballtem Profiwissen fürs
Kleben & Dichten an Caravan und Camper.