Dispersionsklebstoffe
Dispersionsklebstoffe nutzen Wasser als Lösemittel (Dispersionsmittel), in der die Klebstoffbestandteile (z. B. Casein, thermoplastische oder elastomere Polymerpartikel) als Dispersion vorliegen, d.h. der feste Anteil (Kunstharze) liegt fein verteilt in der Flüssigkeit (Wasser). Ein Dispergiermittel verhindert die Klumpenbildung. In der Regel liegt der Wassergehalt zwischen 30 und 50 Prozent.
Häufigste Grundrohstoffe sind Polyacrylate und Vinylacetate und Copolymere. Im Volksmund auch Weiß-, Holz- oder einfach Leim genannt.
Nach Aufbringen auf die zu verklebende Fläche beginnt die Aushärtung – durch das Entweichen des Dispergiermittels (zusammen mit dem Wasser) in die Fügeteile bzw. durch die Verdunstung in die Umgebung. Die Klebstoffbestandteile nähern sich dabei an und bilden einen Film, in dem sie sich nebeneinander legen. Dieser Film verbindet dann die Fügeteile. Im Gegensatz zu den Lösemittelsystemen findet hier kein Verknäulen der Molekülketten statt. Dies erklärt auch die in der Regel geringere Festigkeit der Verklebung.
Durch Zusatz eines Vernetzers (Isocyanat) kann die Adhäsion und Kohäsion deutlich verbessert werden, da hierbei zu der physikalischen noch eine chemische Verknüpfung erfolgt. Der Vernetzer bildet Querverbindungen ähnlich des Verknäulens der Ketten aus.
Wässrige Dispersionsklebstoffe werden heute vielfältig als Ersatz der Lösemittelklebstoffe verwendet, da sie keine gesundheitsbeeinträchtigenden Lösemittel freisetzen und bei der Verarbeitung keine Brand- bzw. Explosionsgefahr entsteht.
Die wasserbasierten Klebstoffe benötigen zum Abbinden eine längere Zeit oder eine Zugabe von Energie (Wärme, Infrarot). Die Lagerung ist ebenfals ein Problem. Zusätzlich zu der frostfreien Lagerung und dem Transport kann bei längerer Lagerung unter bestimmten Konditionen (hohe Luftfeuchte und Raumtemperatur) Schimmelbefall eintreten, da die meisten Klebstoffe mit Leitungswasser hergestellt werden.
Anwendungen und Grenzen
Dispersionsklebstoffe werden für Verklebungen von hochenergetischen Fügeteilen eingesetzt. Typische Fügeteile sind Leder, Stoff, Papier, Textilien, Schaumstoffe, Holz, beschichtete Metallbleche und hochenergetische Kunststoffe sowie Kombinationen dieser Stoffe. Dispersionen haben gute Benetzungseigenschaften und sind leicht verarbeitbar. Sie werden in der Regel einseitig aufgetragen (rakeln,pinseln, spritzen etc.) und sofort nass gefügt.
- Mindestens ein Fügeteil muss wasserdurchlässig sein (siehe Lösemittelklebstoffe), da die Aushärtung des Klebstoffes sonst sehr lange dauern kann. Trocknung ist stark abhängig von den Klimaverhältnissen. Mindesttemperatur und Nassklebzeit (offene Zeit) beachten!
- Die Fügeteile müssen bis zum Abbinden fixiert bleiben.
- Auf Grund des höheren Feststoffgehaltes (bis zu 75%) haben diese Klebstoffe ein höheres Fugenfüllungsvermögen. (kleinerer Schrumpf als bei Lösemittelsystemen)
- Bei Fügeteilen, die zur Korrosion neigen, sollten Dispersionsklebstoffe nicht eingesetzt werden. (Rost)
- Verklebungen mit Dispersionen sind meistens nur begrenzt wasserfest (empfindlich gegen hohe Feuchtigkeit/Wasser). Es kann zu einer vollständigen Versagen der Verklebung kommen.
So, und wieder ein Häppchen Know-How für Sie!